Nicht Authentische Shakespeare-Bildnisse

Das Cobbe-Porträt

Zwei Kopien des Flower-Porträts

Das Grafton-Porträt

Das Sanders-Porträt

Das Janssen-Porträt

 

Das Cobbe-Porträt

Das Cobbe-Porträt aus der Sammlung des englischen Gemälderestaurators Alec Cobbe, das sich seit April 2009 in Stratford-upon-Avon (Shakespeare Birthplace Trust) befindet, ist kein authentisches, lebensgetreues Bildnis William Shakespeares im Alter von 46 Jahren, wie der Eigentümer Cobbe und Professor Stanley Wells, vormals Chairman des Shakespeare Birthplace Trust, behaupten.  Zu diesem Schluss gelangte Hildegard Hammerschmidt-Hummel auf der Grundlage von vier Expertengutachten und durch vergleichende Untersuchungen zwischen dem Cobbe-Porträt und dem Droeshout-Stich Shakespeares in der ersten Werkausgabe der Shakespeareschen Dramen (1623) sowie den vier authentischen Bildnissen des Dichters (Chandos-Porträt, Flower-Porträt, Davenant-Büste und Totenmaske).

Das Original-Flower-Porträt aus dem Jahre 1609, das – wie auch die drei weiteren naturgetreuen Wiedergaben des Dichters – Shakespeares Gesichtszüge veristisch und mit mehreren Krankheitssymptomen abbildet (siehe Die authentischen Shakespeare-Bildnisse), Link bitte auf diesen Unterpunkt legen zeigt den Dichter im Alter von 45 Jahren. Das Cobbe-Porträt stellt einen deutlich jüngeren Mann dar als das Flower-Porträt und es weist – bis auf eine leicht angedeutete Schwellung im Bereich des linken Oberlids – keines der auf den vier für echt befundenen bildlichen Darstellungen Shakespeares vorhandenen krankhaften Symptome auf.

 

Cobbe-Porträt
(angeblich 1610)

Original-Flower-Porträt
(1609)

 

Die von Cobbe und Wells vertretene These, das Cobbe-Porträt sei die Vorlage für den Droeshout-Stich gewesen, ist nicht haltbar. Zieht man für das Cobbe-Porträt die siebzehn übereinstimmenden Gesichtsmerkmale heran, die der BKA-Experte Reinhardt Altmann in seinem konventionellen kriminaltechnischen Bildvergleich von Droeshout-Stich, Chandos-Porträt und Flower-Porträt ermittelt hat (siehe BKA-Bildgutachten vom 3. Mai 1995), wird deutlich, dass die Behauptung von Cobbe und Wells nicht zutrifft. So unterscheiden sich beispielsweise Haaransatz, Stirn, Lidplattenanteile, Besonderheit (Schwellung im Bereich des linken Oberlids), Nasenspitze, Nasenflügel, Schleimhautoberlippe, Schleimhautunterlippe, Mundspalte und Kinn.  

 

 
‘The Cobbe-Portrait’, Bildzitat aus: Shakespeare found! A Life Portrait at Last. Ed. by Stanley Wells. Stratford-upon-Avon, 2009, Colour Pl. II, S. 40 – Die These von Alec Cobbe und Prof. Stanley Wells, das Cobbe-Porträt sei die Vorlage für den  Droeshout-Stich Shakespeares in der ersten, 1623 erschienenen Werkausgabe der Shakespeareschen Dramen gewesen, lässt sich wegen der zahlreichen Unterschiede ihrer Gesichtsmerkmale nicht aufrechterhalten.   Der Droeshout-Stich William Shakespeares, dessen Gesichtszüge von Ben Jonson, einem Freund und Kollegen des Dramatikers, bestätigt wurden. Die insgesamt siebzehn, mit Pfeilen gekennzeichneten Gesichtsmerkmale auf dem Stich, die – wie die Anwendung des konventionellen kriminaltechnischen Bildvergleichs im Bundeskriminalamt ergab - mit denen des Chandos-Porträts und des Flower-Porträts übereinstimmen, stellen klar, dass der auf allen drei Bildnissen Porträtierte Shakespeare ist. – BKA-Bildgutachten (3. Mai 1995), Bildzitat aus: H. Hammerschmidt-Hummel, Die authentischen Gesichtszüge William Shakespeares, S. 35, Abb. 26

 

Eine im Fotolabor der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt von Andreas Kahnert mit dem Programm Adobe Photoshop angefertigte Computermontage von Droeshout-Stich und Cobbe-Porträt demonstriert gleichfalls die signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Darstellungen, insbesondere beim Haaransatz, im gesamten Augenbereich und bei der Nasenspitze.

Droeshout-Stich / Cobbe-Porträt,
Bildzitat aus: http://www.thehistoryblog.com/archives/2192
© Andreas Kahnert
Universitäts- und Landesbibliothek, Darmstadt, 2009

 

Wie Hildegard Hammerschmidt-Hummel erstmals im Jahre 1995 nachweisen und ihrem 2006 erschienenen Buch Die authentischen Gesichtszüge William Shakespeares in einer widerspruchsfreien Beweiskette aufzeigen konnte, hat der Stecher Martin Droeshout der Jüngere definitiv nach dem Original-Flower-Porträt aus dem Jahre 1609 gearbeitet. Hochrangige englische Experten hatten dies bereits in den 1890er Jahren vermutet. Eine in dem obengenannten Buch abgebildete Aufnahme aus dem Trickbilddifferenzverfahren des BKA (1995) veranschaulicht, wie stimmig die beiden Bildhälften von Droeshout-Stich und (nicht restauriertem) Flower-Porträt zusammenpassen:

 

BKA-Bildgutachten vom 3. Mai 1995, Bildanhang, Bildzitat aus: H. Hammerschmidt-Hummel, Die authentischen Gesichtszüge William Shakespeares, S. 39,  Abb. Nr. 31.

 

Alec Cobbe und Stanley Wells postulieren des Weiteren, das Cobbe-Porträt sei die Vorlage für das Janssen-Porträt in der Folger Shakespeare Library in Washington gewesen. Diese These ist ebenfalls nicht haltbar.

Während der Maler des Janssen-Bildes mit den Gesichtsmerkmalen Shakespeares sowie seinen Krankheitssymptomen in einem frühen Stadium vertraut war, hatte der Künstler des Cobbe-Porträts keine Kenntnisse von den pathologischen Symptomen des Dichters – mit Ausnahme der nur leicht angedeuteten Schwellung im Bereich des linken Oberlids. Die Unterschiede bestätigte der Dermatologe Prof. Jost Metz, Experte für die Diagnostizierung von Krankheitssymptomen auf Porträts der frühen Neuzeit, in seiner fachgutachterlichen Stellungnahme vom 12. März 2009.

Aus dem Gutachten vom 11. März 2009 des von Hammerschmidt-Hummel konsultierten Inschriftenexperten der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Dr. Eberhard J. Nikitsch, geht hervor, dass die Inschrift des Cobbe-Porträts die “zeitgenössisch üblichen Schriften auf Porträts” – “Kapitalis, Fraktur und (leicht geneigte) humanistische Minuskel” – nicht aufweist. Sie wirke, so der Experte, “eher unbeholfen“ und wie „von Schülerhand” schreibschriftlich ausgeführt. Nikitsch kommt daher zu dem Urteil, dass sie später hinzugefügt worden sein müsse.

Hammerschmidt-Hummel gab ihre Ergebnisse in einer Pressemitteilung bekannt und äußerte sich zu diesem Thema mehrfach in den Medien (siehe dazu: Das Cobbe Porträt)

 

Siehe auch:

Cornelia Garmann, “Des Widerspenstigen Zähmung. Die Mainzer Shakespeare-Forscherin Hildegard Hammerschmidt-Hummel ist als Botschafterin der Wissenschaft und Wahrheit auf der Suche nach Shakespeares lebensechtem Gesicht“, STUZ (Universität Mainz) (Juni 2009)

H. Hammerschmidt-Hummel, „Man sieht es ihm an der Nasenspitze an. Das Cobbe-Porträt ist kein echtes, nach dem Leben gemaltes Bildnis William Shakespeares“, Die Tagespost (7. Mai 2009)
„Das Cobbe-Porträt ist kein echtes, nach dem Leben gemaltes Bildnis William Shakespeares“, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (22. April 2009)

„Cobbe Portrait ‚Not a Genuine Likeness‘ of William Shakespeare Made From Life”, Science Daily (22. April 2009) Science News

H. Hammerschmidt-Hummel, „Viel Lärm um Nichts“, Frankfurter Rundschau (online 13. März 2009, print 14. - 15. März 2009)

H. Hammerschmidt-Hummel, „Es kann kein Originalbild sein“, Nürnberger Zeitung (12. März 2009)

 

Interview

Nichole Mieding im Gespräch mit Hildegard Hammerschmidt-Hummel, „Mainzer Expertin bezweifelt den Fund. Shakespeare-Forscherin: ‚[Cobbe-Porträt] Nicht authentisch‘“, Mainzer Rhein-Zeitung (18. März 2009)

 

Zwei Kopien des Flower-Porträts

Wie bereits im Zusammenhang mit dem authentischen, seit ca. 1999 verschollenen Original-Flower-Porträt dargelegt und in dem Buch And the Flower Portrait of William Shakespeare is Genuine After All in Zusammenarbeit mit acht internationalen Experten nachgewiesen (siehe Authentische Shakespeare-Bildnisse), existieren zwei Kopien des authentischen, rund vierhundert Jahre alten Flower-Gemäldes, die jeweils als Original deklariert wurden.

Die Tafel des Originalbilds ist sogar noch rund einhundert Jahre älter und unter dem Shakespeare-Porträt befindet sich ein italienisches Madonnenbild, das um 1500 entstanden sein dürfte.

Links: Original-Flower-Porträt (A), Mitte: Kopie des Flower-Porträts (B), Rechts: Kopie des Flower-Porträts (C)

 

In den Laboratorien der National Portrait Gallery wurden Anfang 2005 unter Leitung der Kuratorin Dr. Tarnya Cooper nicht das Original-Flower-Porträt (A) röntgenologisch und farbanalytisch untersucht, sondern zwei Kopien (B und C), die als Original ausgegeben wurden. Dies stellte Hildegard Hammerschmidt-Hummel zum einen durch ihre Analyse des BBC-Films „The Flower-Portrait“ (2005) fest, in dem die technisch-wissenschaftlichen Untersuchungen in der englischen Nationalgalerie dokumentiert wurden, und zum anderen bei ihrer im Januar 2007 in Stratford-upon-Avon durchgeführten Inspektion und genaueren Untersuchung der Version des Flower-Porträts, die in der von Dr. Cooper kuratierten Ausstellung „Searching for Shakespeare“ (2006) in London und New Haven (USA) gezeigt worden war und Ende 2006 in das Depot der Royal Shakespeare Company in Stratford zurückkehrte.      

Eine Kopie (offenbar Kopie B) des Flower-Porträts wurde dem Philipp von Zabern Verlag 2002 von der Royal Shakespeare Company in Stratford-upon-Avon als Ektachrom zugestellt, aber nicht in der Shakespeare-Biographie Willliam Shakespeare. Seine Zeit – Sein Leben – Sein Werk abgedruckt, da das Ektachrom des Originals zur Verfügung stand. Diese Kopie unterscheidet sich deutlich von dem Originalbild, dürfte aber identisch sein mit der Version des Flower-Porträts, die im Rahmen der Vorbereitungen für die Ausstellung „Searching for Shakespeare“ (2006) in den Laboratorien der National Portrait Gallery unter Aufsicht von Tarnya Cooper einer Röntgenuntersuchung unterzogen wurde. 

 

Standbild aus dem BBC-Film „The Flower Portrait“ (2005). Zu sehen ist offenbar Kopie B des Flower-Porträts, das röntgenologisch untersucht wird. Seine Oberkante ist nicht brüchig wie die des Originals, sondern dick und robust und scheint – wie von Dr. Thomas Merriam in seiner Besprechung „A Question of Authenticity“ Siehe in Email beigefügtes PDF hervorgehoben – aus frisch geschnittenem Holz zu sein. Bildzitat aus: H. Hammerschmidt-Hummel, And the Flower Portrait is Genuine After All (2010), Picture File I, No. 035.

 

Kopie C des Flower-Porträts wurde im Jahre 2007 von Hildegard Hammerschmidt-Hummel im Depot der Royal Shakespeare Company in Stratford inspiziert und vermessen – in Gegenwart von Kurator David Howells, Prof. Alan Bance, Sandra Bance und Dr.-Ing. Christoph Hummel.

Kopie des Flower-Porträts im Depot der Royal Shakespeare Company, Stratford-upon-Avon. Kante rechts und Oberfläche. Die rechte Kante ist relativ robust und weist in der unteren Hälfte, teils aber auch im oberen Bereich, braune Farbe auf. Das Original-Flower-Porträt wurde 1979 im Ashmolean Museum in Oxford von Grund auf restauriert und dürfte den Auftraggebern von der Restauratorin Nancy Stocker nicht in diesem Zustand übergeben worden sein. Aufnahme: Hildegard Hammerschmidt-Hummel (2007)

 

Ein Standbild aus dem BBC-Film „The Flower Portrait“ (2005) zeigt eine weitere Kopie des Flower-Porträts. Sie wird – wie die Aufnahme aus dem Film belegt – in den Laboratorien der National Portrait Gallery einer Farbanalyse unterzogen. Es handelt sich mit größter Wahrscheinlichkeit um Kopie C, die Hildegard Hammerschmidt-Hummel im Januar 2007 in Stratford in Augenschein nahm.  

Standbild aus dem BBC-Film „The Flower Portrait“ (2005). Mit größter Wahrscheinlichkeit ist das Bild identisch mit Kopie C des originalen Flower-Porträts. Bildzitat aus: H. Hammerschmidt-Hummel, And the Flower Portrait is Genuine After All (2010), Picture File I, No. 038.

Wie bei der rechten Kante von Kopie C in Depot der Royal Shakespeare Company in Stratford ist auch hier in der unteren Hälfte der rechten Kante braune Farbe auszumachen. Die Tafel ist – wie Kopie C oben links dünner und insgesamt leicht verzogen.

Der Vergleich der Rückseite der im Film gezeigten Kopie mit derjenigen im Depot der Royal Shakespeare Company aufbewahrten Version offenbart, dass es sich tatsächlich um ein und dasselbe Bild (Kopie C) handelt.

 
Links: Dr. Tarnya Cooper, National Portrait Gallery, und Kurator David Howells, Royal Shakespeare Company, Stratford-upon-Avon. Rechts: Teil der Rückseite von Kopie C des Flower-Porträts.  – Standbild aus dem BBC-Film “The Flower Portrait” (2005)   Rückseite des Flower-Porträts im Depot der Royal Shakespeare Company, Kopie C. – Aufnahme: H. Hammerschmidt-Hummel, 2007

 

Auch diese Kopie (C) unterscheidet sich sehr deutlich vom Original, aber auch von Kopie B, wie ein Vergleich der Bildränder und der Oberkanten zeigt:

Links: Ausschnitt aus dem Original-Flower-Porträt. Er zeigt oben links die Inschrift und Datierung sowie einen deutlichen altersbedingten Riss, der horizontal durch die letzte Silbe des Nachnamens geht. Man erkennt die fragilen, sehr brüchigen und teils abbröckelnden Kanten der alten Tafel.  Rechts oben: Das Flower-Porträt in dem BBC-Film „The Flower-Portrait“ (2005) unmittelbar vor der Röntgenaufnahme. Neben der nahezu gesamten Oberfläche ist auch fast die gesamte dicke und robuste Oberkante  sichtbar. Sie zeigt, dass es sich um junges, praktisch unbehandeltes Holz handelt und dass eine größere mit einer kleineren Tafel von gleicher Stärke fest zusammengeleimt wurde. Während die Tafel des fünfhundert Jahre alten Originalbildes an dieser Stelle gerissen ist, fällt hier der Übergang von der robusten größeren Tafel zu der ebenso robusten kleineren Tafel kaum auf. Von einer Beschädigung oder gar einem Riss kann nicht die Rede sein. Allem Anschein nach handelt es sich um Kopie B. Rechts unten: Zu sehen ist die Oberkante von Kopie C im Depot der Royal Shakespeare Company. Auch hier erkennt man deutlich, dass eine breitere und eine schmalere Tafel zusammengeleimt wurden. Letztere ist etwas dünner als Erstere. Daraus resultiert ein kleiner Niveauunterschied. Ein Riss des Bildes – so wie er auf der Originaltafel an dieser Stelle deutlich zu sehen ist – ist auch hier nicht vorhanden. Das Erscheinungsbild dieser Kante – wie auch der rechten Kante und Oberfläche – entsprechen der Kopie des Flower-Porträts, die in dem BBC-Film einer Farbanalyse unterzogen wird.

Der BKA-Experte Reinhardt Altmann, der das ihm von Hildegard Hammerschmidt-Hummel zur Verfügung gestellte Text- und Bildmaterial „eingehend ausgewertet“ hat, urteilte in seiner gutachterlichen Stellungnahme vom 20. Juni 2007, dass hier „mit daktyloskopischer Präzision die ‚Minuzien‘ herausgearbeitet‘ worden seien. Er bestätigte die Ergebnisse der Autorin „voll und ganz“.

Ähnlich äußerte sich auch der österreichische Experte für Alte Meister, Prof. Dr. Wolfgang Speyer, im Sommer 2007. Nach gründlicher Überprüfung der ihm vorgelegten Materialien stellte er fest, Hammerschmidt-Hummels Schlussfolgerungen seien korrekt und überzeugend.

Der amerikanische Konservator Helmut Zitzwitz nahm am 9. Juli 2008 gutachterlich zu den ihm zur Prüfung vorgelegten neuen Erkenntnissen der Autorin Stellung: Gemeinsam mit einem Freund, einem wissenschaftlich qualifizierten Experten, habe er versucht, in Hammerschmidt-Hummels Befunden Lücken aufzuspüren. Beide seien jedoch zu dem Ergebnis gelangt, dass diese „gründlich, präzise und überzeugend“ seien.

Der Dermatologe Prof. Jost Metz, dem das neue Text- und Bildmaterial der Shakespeare-Forscherin ebenfalls zur Begutachtung vorgelegt wurde und dem bei der Betrachtung der Gegenüberstellungen der Bilder A, B und C noch drei weitere Befunde auffielen - wie beispielsweise die auf allen drei Porträts unterschiedliche Wiedergabe der Iris – bemerkte zum Schluss seines Gutachtens: Hammerschmidt-Hummels Beweisführung sei so schlüssig, „dass es für die Kuratorin Dr. Tarnya Cooper schwierig“ werde, die Thesen der Autorin zu widerlegen.

Der Inschriftenexperte der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Dr. Eberhard Nikitsch, führte in seiner gutachterlichen Stellungnahme vom 20. November 2009 aus, die Inschriften auf den drei Bildnissen (A, B und C) seien „vom Bestand her unterschiedlich“.

Der Radiologe und Experte für Röntgenaufnahmen Alter Meister, Prof. Dr. Volker Menges, hat die Echtheit des alten, 1895 in die Stratforder Galerie gelangten Flower-Porträts in seinem Fachgutachten vom 1. November 2009 anhand der Röntgenaufnahme dieses Bildes aus dem Jahre 1966 noch einmal mit völlig anderer Beweisführung voll bestätigt. Menges hob unter anderem die „Lichtpartien des Gesichts“ auf der alten Röntgenaufnahme besonders hervor, die sich durch die Verwendung von Bleiweiß erklärten und im Detail exakt mit dem Original-Flower-Porträt übereinstimmten. Im Unterschied zu dem im 19. Jahrhundert verwendeten Zinkweiß bewirke das Bleiweiß „die im Röntgenbild so typisch kontraststarke Abbildung und damit die sehr gute Lesbarkeit“. Der Experte resümiert, dass die „individuelle Handhabung des Bleiweißes, wie sie im Röntgenbild [von 1966] direkt sichtbar und eindrücklich lesbar“ sei, später „nicht imitiert und damit nicht gefälscht werden“ konnte. Prof. Menges stellte des Weiteren fest, dass das Krakeleenmuster (d.h. das „Reißmuster der Farben“), die „Farbfehlstellen“, „Kraterbildungen“ bzw. „Farb-Beschädigungen“ auf Bild A (Original-Flower-Porträt) und der Röntgenaufnahme von 1966, die signifikante Anhaltspunkte bei der Echtheitsbestimmung von Gemälden liefern, im vorliegenden Fall exakt übereinstimmen.

Menges beschäftigte sich auch mit dem neuen Röntgenbild (dem „new X-ray“) des Flower-Porträts von 2005, das Tarnya Cooper in ihrem Ausstellungskatalog Searching for Shakespeare publizierte. Dies, so der Radiologe, könne nicht „das Ergebnis der Anfertigung einer neuen Röntgenaufnahme“ sein. Denn das Röntgenbild in Coopers Katalog und der von der BBC eingeblendete Ausschnitt zeigten „eine mit der Röntgenuntersuchung von 1966 praktisch identische Untermalung“.

Das alte Röntgenbild könne aber nur „von einem der beiden Gemälde stammen“. Gemeint sind das brüchige alte Originalbild und die im BBC-Film unmittelbar vor dem Röntgen gezeigte Kopie, deren Tafel laut Dr. Thomas Merriam „aus frischem Holz“ geschnitten wurde. Menges fährt fort: „Dabei [bei diesem Gemälde] muss es sich um das Bild handeln, das mit diesem Röntgenbild in allen Einzelheiten übereinstimmt.“ Dies treffe nur für das 1979 restaurierte Original-Flower-Porträt aus dem Jahre 1609 zu.

Original-Flower-Porträt, 1609, restauriert 1979 Röntgenaufnahme des Original-Flower-Porträts
aus dem Jahre 19666

 

Es gebe, so konstantiert der Gutachter abschließend, „signifikante Fragen“ an Dr. Cooper, die von ihr beantwortet werden müssten, „um ihre Ausagen über das Flower-Porträt aufrecht erhalten zu können“.

Zur Echtheitsfrage des Flower-Porträt äußerte sich auch die Gemälderestauratorin des Landesmuseums Mainz, Dr. Eva Brachert, in ihren beiden gutachterlichen Stellungnahmen vom 9. und 18. Dezember 2009. Auf dem hochauflösenden Ektachrom des alten Bildes entdeckte sie zusätzliche Merkmale, die eindeutig für die Entstehung des Flower-Porträts im frühen 17. Jahrhundert sprechen. Dazu gehört das „helle Inkarnat“, das sich laut Menges auf dem Röntgenbild von 1966 als bleiweißbedingte „Lichtpartien des Gesichts“ manifestiert. Dieses helle Inkarnat, so Brachert, sei nur auf dem Originalbild, aber auf keiner der beiden Kopien auszumachen.

Zudem wies Brachert darauf hin, dass beide Kopien erst nach der grundlegenden Restaurierung des Gemäldes im Ashmolean Museum in Oxford im Jahre 1979 entstanden sein können, nachdem die Übermalungen des Mittel- und Hintergrunds durch die Restauratorin Nancy Stocker wieder freigelegt worden waren. Vor der Restaurierung waren Details (wie etwa das links neben dem Kopf des Christuskindes abgebildete Kreuz oder Teile des rötlichen Gewandes der Madonna am rechten Bildrand) nicht bekannt – und konnten somit vor 1979 nicht kopiert werden.

Da Dr. Coopers Befunde „verworren“ und „schwer zu deuten“ seien und daher auch „die Zusammenfassung der Ergebnisse etwas im Ungenauen“ bleibe, müsse sich Frau Cooper, so Brachert,  „ein Hinterfragen ihrer Schlussfolgerungen gefallen lassen“.

 

Gedruckte Publikationen

Bücher

And the Flower Portrait of William Shakespeare is Genuine After All. Latest Investigations Again Prove its Authenticity / Und das Flower-Porträt von William Shakespeare ist doch echt. Neueste Untersuchungen beweisen erneut seine Authentizität

The True Face of William Shakespeare. The Poet’s Death Mask and Likenesses from Three Periods of His Life (see especially the appendix chapter “The Flower Portrait in the Royal Shakespeare Company Collection, Stratford-upon-Avon: Original or Copy?”)

Die authentischen Gesichtszüge William Shakespeares. Die Totenmaske des Dichters und Bildnisse aus drei Lebensabschnitten (siehe insbesondere das Kapitel “Das Flower-Porträt in der Royal Shakespeare Company Collection, Stratford-upon-Avon: Original oder Kopie?”in ANHANG I)

 

Rezensionen / Berichte

PDF -Dokument

Die Forschungsergebnisse von Hildegard Hammerschmidt-Hummel im Spiegel fachwissenschaftlicher und wissenschaftsjournalistischer Rezensionen und Stellungnahmen - Sektion A. Echtheitsnachweise für vier Shakespeare-Bildnisse
Dr. Thomas Merriam, “A Question of Authenticity”, (on H. Hammerschmidt-Hummel, The True Face of William Shakespeare. The Poet’s Death Mask and Likenesses from Three Periods of his Life and T. Cooper, ed., Searching for Shakespeare) Religion and the Arts (Boston College), 13-1 (2009), 122-135ss
Muriel Mirak-Weißbach, “Hildegard Hammerschmidt-Hummel, And the Flower Portrait of William Shakespeare is Genuine After All. Latest Investigations Again Prove its Authenticity / Und das Flower-Porträt von William Shakespeare ist doch echt. Jüngste Untersuchungen beweisen erneut seine Authentizität“, Anglistik. International Journal of English Studies 22.2 (September 2011), 165-168

 

„Neueste Ergebnisse auf dem Gebiet der Shakespeare-Forschung, Damals (Januar 2011)

Rotraut Hock, „Shakespeare-Porträt ist echt. Mainzer Professorin Hammerschmidt-Hummel stellt neueste Ergebnisse vor“, Allgemeine Zeitung Mainz (1. Oktober 2010)

Douglas Galbi, „A Shakespearean portrait after the Internet Reformation“, purple motes. A Journal of Whimsy and Hope (19 September 2010), big ideas

Thomas Theisinger, “Ein Wissenschaftskrimi”, amazon.de (30. September 2010)

 

Das Grafton-Porträt

Über die Identität des auf dem Grafton-Porträt dargestellten jungen Mannes wurde viel gerätselt. Bedeutende Shakespeare-Forscher - wie beispielsweise John Dover Wilson - sahen in ihm ein Jugendbildnis William Shakespeares.

Das (nicht restaurierte) Grafton-Porträt, John Rylands University Library, Manchester. Bildzitat aus: J. Dover Wilson, The Essential Shakespeare. Cambridge, 1932, Frontispiz

In dem Film „The Grafton Portrait“ des BBC-Produzenten John Hay, ausgestrahlt am 27. Oktober 2005, vertrat auch Peter Ackroyd, Autor des Werks Shakespeare. The Biography (2004) die Überzeugung, auf diesem Bildnis sei kein anderer als der 24-jährige Shakespeare dargestellt. Dr. Stella Butler von der John Rylands University Library hingegen meinte, dies sei höchst unwahrscheinlich.

Aufschluss versprachen die von Dr. Tarnya Cooper von der Londoner National Portrait Gallery im Jahre 2005 geleiteten Untersuchungen. Doch keines der angewandten bildgebenden Verfahren (Röntgenuntersuchung und Infrarot-Aufnahme), so gab Cooper – gut vier Monate vor der Eröffnung ihrer Ausstellung „Searching for Shakespeare“ am 2. März 2006 – bekannt, habe hinsichtlich der Identität des Porträtierten zu einem Ergebnis geführt.

Hildegard Hammerschmidt-Hummel hatte sich bereits Anfang 1997 mit dem Grafton-Porträt beschäftigt und dem BKA-Sachverständigen Reinhardt Altmann in diesem Jahr eine Photographie dieses Gemäldes vorgelegt. Nach Prüfung der Gesichtsmerkmale wies Altmann die Vermutung, es könne sich um eine Darstellung des jungen Shakespeare handeln, entschieden zurück.

In ihrem am 22. Februar 2006 öffentlich vorgestellten Buch Die authentischen Gesichtszüge William Shakespeares teilte Hammerschmidt-Hummel Altmanns Begründung mit: Die Nase des auf dem Grafton-Porträt abgebildeten jungen Mannes unterscheide sich so „grundlegend von denen der echten Shakespeare-Darstellungen“, also von den Wiedergaben des Dichters durch die Totenmaske sowie auf den Bildnissen Chandos, Flower und Davenant, dass das Grafton-Porträt „definitiv als Bildnis William Shakespeares ausgeschlossen werden könne“ (Die authentischen Gesichtszüge William Shakespeare (Anhang I, „Ausblick“, S. 132-133).

Auf den in der National Portrait Gallery erstellten und in John Hays Film gezeigten Röntgen- und Infrarot-Aufnahmen des Grafton-Porträts tritt dieses signifikante, von Shakespeares Gesichtszügen besonders stark abweichende Merkmal noch deutlicher in Erscheinung.

 

Das Sanders-Porträt

Das in kanadischem Privatbesitz befindliche Sanders-Porträt wurde im Sommer 2001 mit großem Werbeaufwand in einer Ausstellung der Art Gallery of Ontario in Toronto als angeblich (einziges) authentisches Bildnis William Shakespeares präsentiert – und löste ein weltweites Medienecho aus.

Die treibende Kraft der Kampagne war Stephanie Nolen, eine kanadische Journalistin, die eng mit dem Eigentümer des Sanders-Porträts, Lloyd Sullivan, zusammenarbeitete, der rund einhunderttausend kanadische Dollar in technisch-wissenschaftliche Untersuchungen investiert hatte, um die Echtheit seines aus Familienbesitz stammenden Bildes zu beweisen. Angewandt wurde beispielsweise die Radiocarbonmethode zur Bestimmung des Alters der Holztafel. Untersucht wurde jedoch nur ein kleines Stückchen Leinwand, das erst in späterer Zeit auf die Rückseite des Bildes geheftet wurde. Dies hat ein Alter von rund 340 Jahren mit einer Toleranz von plus und minus 50 Jahren.   

Nolen ist Hauptautorin des Buchs Shakespeare’s Face, das ein Jahr nach der Ausstellung veröffentlicht wurde. Der Titel erweckt den Eindruck, als werde mit dem Sanders-Porträt tatsächlich (erstmals) das wirklich wahre Gesicht Shakespeares offenbart. Auf einem Cover-Entwurf werden Nolans Mitautoren genannt: Daniel Dravott, Peachy Carnahan und Stella Artois. Bei ihnen handelte es sich aber wohl nur um Platzhalter. Denn es sind die Namen von zwei britischen Abenteurern in Rudyard Kiplings The Man Who Would Be King und einer bekannten belgischen Biermarke.

 

 

In Wirklichkeit gelang es Nolan, eine Reihe namhafter Shakespeare-Forscher als Beiträger zu gewinnen, darunter Prof. Stanley Wells, Chairman des Shakespeare Birthplace Trust in Stratford-upon-Avon, aber auch die zuständige Kuratorin der Londoner National Portrait Gallery, Dr. Tarnya Cooper. Ihre Namen konnten dazu beitragen, dem Leser zu signalisieren, dass hier tatsächlich ein authentisches Shakespeare-Porträt präsentiert werde.

 

Erste Umschlagseite des Buches Shakespeare’s Face. Ed. by Stephanie Nolen with Jonathan Bate, Tarnya Cooper, Marjorie Garber, Andrew Gurr, Alexander Leggat, Robert Titler and Stanley Wells. Toronto: Alfred A. Knopf, 2002, London: Judy Piatkus, 2003.

 

Doch keiner der Autoren des Buches, auch Tarnya Cooper nicht, äußert sich explizit zur Frage der Identität des Porträtierten. In ihrem Ausstellungskatalog Searching for Shakespeare (2006) bespricht Cooper das Sanders-Porträt kurz, nimmt jedoch keine Gesichtsvergleiche vor – etwa mit dem Droeshout-Stich. Sie bildet das Sanders-Porträt ab mit der Überschrift „A portrait of an unknown gentleman, known as the Sanders portrait, 1603“ (vgl. S. 66-67).

Zur Klärung der Identitätsfrage konsultierte Hildegard Hammerschmidt-Hummel den BKA-Spezialisten Altmann, der sich am 8. August 2001 dazu gutachterlich äußerte. Bei seinen konventionellen Vergleichen des Sanders-Porträts mit dem Droeshout-Stich und den authentischen Shakespeare-Porträts (Chandos und Flower) stellte er „auffällige, teils extreme Unterschiede bzw. Abweichungen hinsichtlich der Gesichtsumrißform, der Augenpartie, der Lidspalten und des Lidplattenanteils, der Schleimhautunterlippe, der Kinnhöhe und der Ohrläppchen“ fest (Die authentischen Gesichtszüge William Shakespeares, „Das Sanders-Porträt“, S. 103).

Auch die Anwendung des Trickbilddifferenzverfahrens des BKA ergab, dass keine Personenidentität vorliegt, wie das untenstehende Beispiel zeigt.

Montage: Droeshout-Stich – Sanders-Porträt. Aufnahme aus dem Trickbilddifferenzverfahren des BKA, Reinhardt Altmann, „Bildgutachten in der kunsthistorischen Forschung“ (8. August 2001), Bildanhang

Hammerschmidt-Hummel publizierte die Ergebnisse der Identitätsprüfung in einer Pressemitteilung: „Aktuelle Erkenntnisse auf dem Gebiet der Shakespeare-Bildnisse. Das kanadische ‚Sanders-Porträt‘ stellt nicht den Barden aus Stratford dar. Mainzer Shakespeare-Forscherin überprüfte Identität des Porträtierten auf der Basis eines Bildgutachtens des BKA“ idw - Informationsdienst Wissenschaft, Johannes Gutenberg-Universität

NEWS: Shakespeare-Bildnis (Sanders-Portraet) Humanities and Social Sciences Net online

Siehe auch:
Das Sanders-Porträt 

„Sein oder nicht sein – Forscherin: Porträt zeigt nicht Shakespeare“, WAZ - Westdeutsche Allgemeine (22. September 2001)

Gabi Henkel, „Mit BKA auf Shakespeares Spuren. Forscherin der Uni Mainz: Sanders-Porträt stellt eindeutig nicht den berühmten Dramatiker dar“, Allgemeine Zeitung Mainz (15. September 2001)

 

Das Janssen-Porträt

Während der englische Biograph, Dramatiker und Journalist James Boaden (1762-1839), der sich in seiner Monographie An Inquiry into the Authenticity of Various Pictures and Prints … of Shakespeare (1824)  als erster gründlich und systematisch mit der Echtheitsfrage der Shakespeareschen Bildnisse beschäftigt hatte, das Janssen-Porträt, das sich heute in der Folger Shakespeare Library in Washington befindet, für eine lebensgetreue Wiedergabe des Dichters hielt, wurden insbesondere im 20. Jahrhundert große Zweifel angemeldet. In Shakespeare’s Lives (1970, new ed. 1991) resümierte Samuel Schoenbaum: „All in all a doubtful case“ (S. 209).

Zieht man jedoch die neuen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Shakespeare-Bildnisse heran, die in dem Buch Die authentischen Gesichtszüge William Shakespeares veröffentlicht wurden, fallen grundsätzliche Übereinstimmungen der Gesichtsmerkmale ins Auge.

Bei den leichten Veränderungen im linken Augenbereich (Oberlid und innerer Augenwinkel) könnte es sich um ein frühes Stadium der späteren stark gewachsenen krankhaften Symptome handeln. Wenn dies zutrifft, hätten wir es mit einer Wiedergabe des noch jugendlichen Dichters zu tun. Dies lässt sich indessen nicht in Einklang bringen mit dem Alter des Porträtierten, das auf dem Bild mit ‘Æt46’ angegeben wird.

Hinsichtlich der Überprüfung der Gesichtsmerkmale des Janssen-Porträts wandte sich Hildegard Hammerschmidt-Hummel erneut an den BKA-Experten Reinhardt Altmann. Der BKA-Sachverständige verglich das Janssen-Porträt mit dem Droeshout-Stich, dem Chandos-Porträt, dem Flower-Porträt, der Davenant-Büste und der Totenmaske und stellte bei seinem allgemeinen Vergleich ”annähernde Übereinstimmungen hinsichtlich der Stirnpartie, der Gesichtsumrißform und der Nasenhöhe einschließlich der Nasenwurzel und des Nasenrückens” fest (siehe Bildgutachten vom 30. Juni 1999). Altmann hob ”die Sonderheit im Bereich des linken inneren Augenwinkels” hervor und führte aus: ”Auffällig ist die Harmonie der Bildhälften 1 und 7”, wobei es sich unter anderem um den unten abgebildeten Vergleich von Janssen-Porträts und Totenmaske mit leicht versetzter Schnittlinie handelt.

Vergleich von Janssen-Porträt und Totenmaske. Aufnahme aus dem Trickbilddifferenzverfahren des BKA, Reinhardt Altmann, „Bildgutachten in der kunsthistorischen Forschung“ (30. Juni 1999)

Der Experte wies aber auch auf geringfügige Abweichungen im Bereich des linken Nasenflügels und der Mundspalte hin sowie auf die relativ schmale Öffnung der Lidspalten. Ferner betonte er, dass bei den Shakespeare-Porträts Chandos, Flower und Droeshout gegenüber dem Janssen-Porträt das Jochbein stärker betont werde. Wenn diese Abweichungen seiner Ansicht nach auch nicht notwendigerweise gegen eine Identität sprechen, so konnte der BKA-Sachverständige jedoch weder bestätigen noch ausschließen, ob in diesem Fall Personenidentität mit den authentischen Wiedergaben Shakespeares vorliegt. Im Gespräch mit Hammerschmidt-Hummel räumte er ein, dass die Erforschung der Geschichte dieses Bildnisses, seines Urhebers und seiner Eigentümer lohnenswert sei und eventuell zur endgültigen Klärung beitragen könne.